Die Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie ist Teil des interdisziplinären Wirbelsäulenzentrums Level 1. In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurochirurgie und der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie behandeln wir alle Erkrankungen der Wirbelsäule – rund um die Uhr.
Jährlich behandeln wir circa 1000 Patienten stationär. Davon erhält circa die Hälfte eine operative Therapie ihrer Wirbelsäulenbeschwerden. Durch umfangreiche diagnostische Möglichkeiten (MRT, CT, PET/CT, Myelografie), wissenschaftliche Expertise und regelmäßige Zertifizierung können unsere erfahrenen Wirbelsäulenexperten, davon vier mit einem Masterzertifikat der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft, jedem Patienten individuell die beste Therapie empfehlen und durchführen.
In der Regel steht am Anfang eine konservative Therapie, d.h. eine Behandlung ohne Operation. Hierzu gehören unter anderem folgende Elemente:
- Anpassung und Optimierung der Schmerzmedikamente
- Physiotherapie und Krankengymnastik inkl.:
- Manuelle Therapie
- Physikalische Therapie
- Aktivierendes und haltungsverbesserndes Muskelaufbautraining
- Anpassung stützender oder aufrichtender Orthesen
- Injektionstherapie:
- lokale Infiltrationen
- CT-gestützte Facettgelenks- oder Nervenwurzelblockaden (FCT, PRT)
- stationäre Schmerztherapie
- Multimodale Schmerztherapie
Eine operative Therapie kann notwendig werden, wenn trotz umfangreicher konservativer Therapie keine langristige Beschwerdelinderung erziehlt wird. Dazu stehen uns modernste Therapieverfahren und Operationssäle zur Verfügung:
- Mikrochirurgische Verfahren mit Hilfe hochauflösender Mikroskope
- Minimal-invasive Stabilisationsverfahren
- Zementunterstützte Verfahren bei schwerster Osteoporose
- Intraoperatives 3D-Röntgen, Navigation und Neuromonitoring
Dafür beraten wir Sie gern in unserer Sprechstunde.
Diese Erkrankungen der Wirbelsäule sind in der Bevölkerung sehr häufig und in der Vielzahl der Fälle durch den heutigen Lebensstil verursacht. Altersbedingte Verschleißerscheinungen können eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke, eine Abnutzung der Bandscheiben sowie eine Instabilität sein und damit dauernde oder bewegungsabhängige Rückenschmerzen verursachen.
Durch Einengung und Druck auf die Nervenwurzeln entsteht ein kribbelnder, brennender oder krampfartiger Nervenschmerz, der in die Arme und Beine ausstrahlen kann. Bei Zunahme der Engstellen kann es zusätzlich zu einer Beeinträchtigung von Muskelkraft, Koordination und Ausdauer kommen.
Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule:
- Bandscheibenvorfall
- Verengung des Spinalkanals (Spinalkanalstenose)
- Verschleißbedingtes Wirbelgleiten (Pseudospondylolisthese)
- Osteochondrose
Wenn durch umfassende konservative Maßnahmen kein langanhaltendes oder zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden kann, wird abgewogen, ob eine Operation notwendig ist.
Therapiemöglichkeiten:
- Mikrochirurgische Entfernung von Bandscheibenvorfällen und Erweiterung des Spinalkanals sowie der Nervenaustrittspunkte
- Bandscheibenverschluss nach einem Vorfall (Barricaid®)
- Minimalinvasive und offene Stabilisation der Wirbelsäule
- Zementierbare Schrauben für erhöhte Stabilität
- Bandscheibenprothese und Bandscheibenersatz
- Wirbelkörperersatz
Bilder von links nach rechts.:
1. MRT einer Lendenwirbelsäule. Zu sehen ist ein Bandscheibenvorfall zwischen dem 5. Lenden- und dem 1. Kreuzbeinwirbelkörper.
2. MRT von der Schnittebene 1 (weiß gestrichelte Linie 1. Bild). Zu erkennen ist der nach hinten ausgetretene Bandscheibenvorfall (weiß gestrichelter Kreis), welcher nach hinten auf die Nervenwurzeln drückt (gelber Kreis).
3. MRT der Schnittebene 2 (rot gestrichelte Linie 1. Bild). Hier sieht man, wie viel Platz die Nervenwurzeln in der MItte ohne Bandscheibenvorfall haben (gelber Kreis).
5. Bandscheibenmaterial nach mikrochirurgischer Entfernung.
Bilder von links nach rechts:
1. MRT einer Lendenwirbelsäule mit Abnutzung (Degeneration) über den 1.-5. Lendenwirbelkörper bis aufs Kreuzbein (gelbe Umrandung). Die ursprüngliche Krümmung ist aufgehoben. Durch die knöchernen Anbauten (Osteophyten) sowie die Banscheibenvorwölbungen werden die Rückenmarksfasern nach hinten eingeengt.
2. Röntgenbild der Lendenwirbelsäule, bei welchem der Patient steht. Die Fehlstellung der Wirbelkörper zueinander stellt sich hier noch deutlicher dar, aufgrund der Lastverteilung im Stehen gegenüber dem MRT im Liegen.
3. Röntgenbild nach Stabilisierung des betroffenen Abschnitts der Lenenwirbelsäule mittels Schrauben und Stäben sowie Platzhaltern in den Bandscheibenfächern.
4. Röntgenbild wie 3. Bild als Abbildung von vorn.
Bei einer Skoliose kommt es zu einer dreidimensionalen Verkrümmung der Wirbelsäule, wodurch es zur Beeinträchtigung der Stabilität, Verschleiß und Einengung der Nervenwurzel und Rückenmarksfasern kommen kann. Die Fehlstellung hat Auswirkung auf die Statik des gesamten Körpers z.B. den Brustkorb, Schultern, Becken und der Beine.
Mögliche Formen von Deformitäten:
- Angeborenes Wirbelgleiten (echte Spondylolisthese)
- Skoliose bei Kindern und Jugendlichen
- Skoliose bei Erwachsenen
- Kyphose bei M. Scheuermann
- Kyphose nach Frakturen und Verletzungen
Therapiemöglichkeiten:
- Korsettbehandlung, Wachstumslenkende Therapie der Deformitäten bei Kindern und Jugendlichen
- Korrekturoperationen zur Aufrichtung der Wirbelsäule
Das Wachstum eines Tumors in der Wirbelsäule kann die Stabilität der Knochen beeinträchtigten und einen Druck auf Nervenwurzeln und Rückenmarksfasern ausüben. Dies kann zu Schmerzen, Brüchen und Lähmungen bis zum Querschnittf ühren.
Arten von Tumorwachstum an der Wirbelsäule:
- Wirbelsäulenmetastasen (z.B. bei Brust- oder Lungenkrebs, Prostata-Karzinom, etc…)
- Wirbelsäulenbefall beim Multiplen Myelom
- Primäre Wirbelsäulentumore (Osteosarkom, Chordom)
Therapiemöglichkeiten:
- Tumorentfernung und minimalinvasive oder offene Stabilisation der Wirbelsäule
- Wirbelkörperersatz bei Wirbelkörperdestruktion
- Stabilisierende Operationen bei Fraktur oder drohendem Wirbelkörpereinbruch
Zur Behandlung des Primärtumors, Nachbehandlung wie Strahlen- oder Chemotherapien und zu Nachsorgeuntersuchungen arbeiten wir eng mit den Kliniken des Onkologischen Zentrums Dresden Friedrichstadt zusammen. Dazu werden Besprechungen aller Fachrichtungen, sogenannte Tumorboards, abgehalten, um ein interdisziplinäres Therapiekonzept aufzustellen.
Abb. links: Durch ein Multiples Myelom infiltrierter 12. Brustwirbelkörper. Durch den Abbau der Knochensubstanz kam es schließlich zur Fraktur (Bruch) sowie zum Abknicken der Wirbelsäule nach vorn. Das hinter den Wirbelkörpern verlaufende Rückenmark wird durch die Tumormasse gequetscht, was eine Querschnittslähmung verursachen kann.
Abb. mitte: Röntgenbild von der Seite nach operativer Entfernung des betroffenen Wirbelkörpers und Ersatz dieses durch einen Platzhalter (Wirbelkörperersatz). Stabilisation der jeweils beiden oberen mit den beiden unteren Wirbelkörpern durch insgesamt 8 Schrauben und 2 Stäbe aus Titan.
Abb. rechts: Röntgenbild des gleichen Patienten von vorn.
Bei einer bakteriellen Entzündung kommt es zu einem eitrigen Zerstörungsprozess der Bandscheiben-, Knochen-, Band- und Nervenstrukturen. Dies beeinträchtigt die Stabilität der Wirbelsäule und die Funktion der Nervenstrukturen. Akute Verläufe können auch lebensbedrohliche Zustände bis hin zum Tod hervorrufen.
- Bakterielle Entzündungen von Bandscheiben und Wirbelkörpern
- Wirbelsäulennahe und intraspinale Abszesse
Therapiemöglichkeiten:
- Operative und konservative Therapie von Infektionen (Spondylodiszitis, Spondylitis)
Abb. links: MRT einer Lenden- und Brustwirbelsäule. Der helle Herd zwischen dem 11. und 12. Brustwirbelkörper (gelbe Zahlen) signalisiert eine Wasseransammlung als Ausdruck einer bakteriellen Entzündung.
Abb. mitte: Das entsprechende CT stellt den Knochen und somit die fehlende Knochensubstanz am Entzündungsherd dar.
Abb. rechts: Röntgenkontrolle nach operativer Versorgung. Der Entzündungsherd wurde beseitigt und mit einem Platzhalter aufgefüllt. Vom 9. Brustwirbelkörper auf den 1. Lendenwirbelkörper wurde die Wirbelsäule stabilsiiert.
Eine rheumatische Erkrankung kann neben einer Entzündung der Hand- und Fußgelenke auch eine Entzündung der Wirbelgelenke verursachen. Damit ist häufig eine Abnutzung oder Einsteifung der Wirbelgelenke verbunden, besonders an der oberen Halswirbelsäule. Somit kann es zu einer Beeinträchtigung der Stabilität, Bewegungseinschränkung und Schmerzen kommen.
- Rheumatisch bedingte Instabilität der Wirbelsäule sowie der Kopfgelenke
- Deformitäten bei M. Bechterew
Therapiemöglichkeiten:
- Konservative Therapie zusammen mit der I. Medizinischen Klinik
- Operative Therapie rheumatisch bedingter Instabilität (Basiläre Impression, C1-2 Instabilität)
- Aufrichtungsoperationen bei fortgeschrittener Deformität
Abb. links: MRT einer Halswirbelsäule. Die blauen Pfeile zeigen eine rheumatisch bedingte Weichteilwucherung am Übergang zwischen der Halswirbelsäule und dem Schädel. Zusätzlich fallen Verschleißerscheinungen der mittleren Halswirbelsäule auf, in Form von knöchernen Ausziehungen (Osteophyten - rote Pfeile) und Bandscheibenvorwölbungen die den Spinalkanal und damit das Rückenmark einengen (gelbe Pfeile).
Abb. rechts: Kontrollröntgen nach der Stabilisierung und Beseitigung der Engstellen. Trotz der langstreckigen Versteifung hatte der Patient deutlich weniger Nacken- und Nervenschmerzen.
Neben traumatischen Prozessen z.B. Stürzen kann es auch durch Osteoporose zu Frakturen von Wirbelkörpern kommen. Diese verursachen Schmerzen und es kann zu einem Abknicken der Wirbelsäule nach vorn kommen (Kyphose).
Wir versorgen Frakturen sämtlicher Ursache:
- Osteoporotische Frakturen
- Frakturen bei M. Bechterew und M. Forestier (DISH)
- Deformitäten nach Unfällen, Verletzungen
Therapiemöglichkeiten:
- Minimalinvasive Aufrichtung frischer Frakturen durch Zementauffüllung (Kyphoplastie)
- Stabilisation instabiler Frakturen
- Aufrichtung und Korrektur bei Fehlstellung
- Druckentlastung der Rückenmarksfasern/Nerven
Neben einer eventuell notwendigen operativen Maßnahme ist auch die Diagnostik und medizinische Behandlung der Osteoporose ein wichtiger Baustein der langfristigen Therapie. Wir sind aktiver Partner im Osteoporosezentrums Dresden Friedrichstadt des Städtischen Klinikums Dresden und können für Sie so eine interdisziplinäre Behandlung einleiten und die Durchführung weiterer ambulanter Massnahmen koordinieren.
Abbildung von links nach rechts eines Patienten mit M. Bechterew:
1. MRT der Brustwirbelsäule. Der 9. Brustwirbelkörper ist gebrochen (rote Umrandung). Da das MRT im Liegen durchgeführt wird, klappt die Fraktur auf, da sie noch frisch ist. In dem Hohlraum der dadurch entsteht, sammelt sich Flüssigkeit (weißer Pfeil).
2. Das Röntgenbild im Stehen zeigt, dass der Bruch durch die Lastverteilung vorn zusammen kippt und ein Rundrücken entsteht (Kyphose).
3. Schemazeichnung von den Frakturlinien. Bei diesem Patienten waren neben dem Wirbelkörper auch die Wirbelbögen betroffen, was zu einer hochgradigen instabilität und der Gefahr einer Dislokation sowie einer Querschnittslähmung führt.
4. Röntgenkontrolle nach operativer Stabilisierung. Der gebrochene 9. Brustwirbelkörper wurde durch einen Wirbelkörperersatz ersetzt und mittels Schrauben und Stäben überbrückt.