Marcolini-Palais und Garten

Der Friedrichstädter Standort unseres Klinikums ist wie die anderen Standorte auch ein Zentrum medizinischer Kompetenz und Fürsorge. Die historischen Räume und der alte Park künden jedoch von der interessanten Geschichte und bilden den kulturellen Anziehungspunkt in der Friedrichstadt. Kaiser Napoleon verhandelte hier im Chinesischen Zimmer mit Fürst Metternich und Richard Wagner beendete in den Räumen über der Orangerie seinen Lohengrin. Inzwischen wandeln Patienten, Mitarbeitende und Gäste durch den Park, erfreuen sich an dem historischen Umfeld, lauschen Kammerkonzerten im barocken Festsaal und besuchen die Galerie im Marcolini-Palais.

Das Grundstück, auf dem sich heute der Standort Friedrichstadt befindet, überließ August der Starke 1727 seiner ehemaligen Geliebten, Fürstin von Teschen, Herzogin von Württemberg und Teck. Wohl bereits 1728 errichtete J. C. Naumann einen bescheidenen Bau mit achteckiger Eingangshalle.
1736 ging das Gelände in den Besitz des Grafen Heinrich v. Brühl über, der es sich als Landsitz von Johann Christoph Knöffel ausbauen ließ. Der Garten wurde in jenen Jahren zu einer der prachtvollsten privaten Parkanlage in Sachsen.
Nach dem Tode Brühls lagen Palais und Garten verlassen, bis der Kabinettsminister und Direktor der Porzellanmanufaktur Meißen Camillo Marcolini das Grundstück 1775 erwarb. Er ließ ein Stockwerk aufsetzen und den Ostflügel anbauen.  Marcolini starb 1814 in Prag. Sein Sohn verkaufte das Grundstück 1835 für nur 31.000 Taler an den Stadtrat Carl Ernst Werner. Dieser ließ das kostbare Inventar versteigern und vermietete die Räume an Dresdner Bürger und begüterte Ausländer. Von 1847 bis 1849 wohnte noch während des Umbaus zum Krankenhaus Richard Wagner oberhalb der Orangerie. Er beendete hier seinen Lohengrin, traf sich mit dem russischen Anarchisten Bakunin und beteiligte sich an den Maiaufständen 1849.
Die Zustände im alten Dresdner Stadtkrankenhaus waren Anfang des 19. Jahrhunderts prekär. Hoffnung versprach 1821 das Testament des verstorbenen Gerichtspräsidenten Heinrich August Freiherr von Hünerbein, der das Krankenhaus bedachte. Pläne für einen Neubau wurden verworfen, dafür genehmigte der Stadtrat mit 48 gegen 3 Stimmen im August 1845 den Ankauf des ehemaligen Marcolinischen Grundstücks in der Friedrichstraße. Im Palais (Altes Haus) wurden 53 Krankenzimmer, zehn Wärterzimmer, eine Apotheke, eine Küche, Badeeinrichtungen, Waschhaus und Wohnungen für Beamte eingerichtet. Der Maiaufstand von 1849 verwandelte das Palais noch während dieser Umbauarbeiten in ein provisorisches Lazarett. Etwa 120 Patienten verlegte man zum 27. November 1849 vom alten in das neue Stadtkrankenhaus.

Der Festsaal des Marcolini-Palais ist der einzig erhaltene Barocksaal der Ära Brühl in Dresden. Die illusionistische Wandmalerei des Raumes wird 1745 Stefano Torelli zugeschrieben. Von ihm stammte auch des Deckenfresko in der Katholischen Hofkirche.
Nachdem 1778 Graf Camillo Marcolini das Palais erworben hatte, verschwanden die Wandmalereien unter Stuck und Farbe.
Es gibt allerdings auch Theorien, die besagen, daß zu Brühls Zeiten der Festsaal über zwei Stockwerke ging (mit Musikerlogen zu beiden Seiten des Saales) und er in seiner heutigen zweigeschossigen Form erst unter Marcolini entstand.
Von 1849 bis 1936 diente der Saal als Krankenhauskapelle und bis 1983 als Hör- bzw. Vortragssaal. Anfang der 1980er Jahre wurde die spätbarocke Wandmalerei wiederentdeckt. Da der verwertbare Befund dieser Malerei nur 50 bis 60 Prozent betrug, galt es, viel zu rekonstruieren.
In dem achteckigen Saal, der durch Symmetrie und Harmonie besticht, finden seit Ende 1989 Kammerkonzerte für Patienten unseres Klinikums und natürlich auch für andere Kunstinteressierte statt. Die Akustik des Saales bezaubert bis heute jeden.

Krankenhauskapelle 1849 bis 1936

Dresden sah Napoleon elf Mal kommen und gehen. Das erste Mal kam er im Juli 1807, das letzte Mal vor seiner großen Schlacht am 23. September 1813.  Bei seinem fünften Besuch in der Stadt an der Elbe war ein längerer Aufenthalt abzusehen und sein Heer benötigte Raum. Dafür bot das Palais des Grafen Marcolini in der Dresdner Friedrichstadt mit dem Ostragehege in der Nähe beste Bedingungen. Hier wohnte und arbeitete Napoleon vom 10. Juni bis 25. Juli und vom 4. bis 15. August 1813. Neben seiner Arbeit entspannte er sich in einem Theater, das eigens für diese Zeit in der Orangerie des Palais mit 200 Plätzen eingerichtet worden war.
Am 26. Juni 1813 empfing Kaiser Napoleon im Chinesischen Zimmer den Außenminister Österreichs, Clemens Wenzel Lothar (damals noch) Graf von Metternich.  Die Forderungen Österreichs an den Fortbestand des Bündnisses sahen den Rückzug der französischen Armee, die Aufgabe Polens und die Auflösung des Rheinbundes vor. Für Napoleon war dies unannehmbar.  Nach den Worten „Ich bin in den Feldlagern aufgewachsen, ich kenne nichts als die Feldlager, und ein Mann wie ich scheißt auf das Leben von Millionen Menschen!“ soll er laut Metternich wütend seinen Hut, in die Ecke des Zimmers geworfen haben.  
Vier Tage später trafen Napoleon und Metternich noch einmal im Garten des Marcolini-Palais zusammen. Napoleon unterzeichnete anschließend die Forderungen, dass er die bewaffnete Meditation des Kaisers von Österreich annimmt, dass die Bevollmächtigten der im Kriege stehenden Mächte mit dem „mediirenden Hof am 10. Juli zu Prag in Conferenz“ treten und dass der 10. August als letzter Verhandlungstag auch das Ende des Waffenstillstandes bildet. Die Würfel waren im Grunde schon gefallen und die Friedensinitiative wohl eher als Vorwand zu verstehen. Im Grunde galt es, Zeit zu gewinnen.
Im Oktober 1858 besuchte Metternich das Marcolini-Palais erneut. Er wollte noch einmal die Stätte sehen, an der sich 1813 das Schicksal Europas entschieden habe.

Besichtigung
Die Napoleonzimmer, Chinesisches und Pompejanisches Zimmer, sind nur auf Voranmeldung in Gruppen von 8 bis 14 Personen (3 Euro je Person) zu besichtigen (presse@klinikum-dresden.de).

Der Neptunbrunnen im Park des Städtischen Klinikums Dresden gehört zu den herausragenden europäischen Brunnenanlagen des 17. und 18. Jahrhunderts. Er bildet den Höhepunkt einer Gartenanlage, die Minister Heinrich Graf von Brühl unmittelbar vor den Toren der Stadt Dresden als Sommerresidenz anlegen ließ.
Der Entwurf des Neptunbrunnens wird dem französischen Architekten Zacharias Longuelune zugeschriebenen. Die von 1744 bis 1746 geschaffenen Skulpturen stammen vom oberitalienischen Bildhauer Lorenzo Mattielli.
Die 48 Meter breite barocke Brunnenanlage gipfelt in einer dreigeschossigen Kaskade. Das Zentrum bildet ein Muschelwagen, der von zwei Hippokampen gezogen wird. Auf ihm steht Neptun, den Fuß auf einem Delphin. Seitlich sitzt seine Gattin Amphitrite. Den Wagen lenken eine Nereide und ein Zephir. Triton bläst vor der Gruppe sein Muschelhorn. Die Meerfahrt des Neptuns steht häufig als Gleichnis, für den Fürsten, der die Kräfte des Landes zu lenken weiß.
Auf den Postamenten rechts und links lagern die großen Flussgötter der Antike: rechts der Nil und links der Tiber. Die Motive darunter beziehen sich auf den jeweiligen Flussgott. Unter dem Tiber werden Romulus und Remus mit der Wölfin gezeigt, zum Nil gehört die Darstellung der von Kindern umgebenen Sphinx.
Die Stufenaufgänge rechts und links vom Brunnen werden von je zwei Vasen begrenzt. Deren Reliefs erzählen Geschichten über Artemis, Dionysos, Apollon und Pan.
Der Neptunbrunnen und der Garten des Friedrichstädter Klinikums bieten Dresdnern wie Gästen einen besonderen Ort zum Verweilen. Künstlerische Feste lassen den Neptunbrunnen leben.

Wasserspiele
Die Wasserspiele sind in der Brunnensaison wochentags von 11:30 bis 13:30 Uhr und 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr sowie am Wochenende von 10:00 bis 12:30 Uhr und von 15:00 bis 18:00 Uhr zu bewundern. Aktuell befindet sich der Brunnen in der Winterruhe. Ab Mai 2025 ist der Brunnen wieder am Netz.
Neptunbrunnen im Garten des Marcolini-Palais

Im August 1746 weihte der kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Premierminister Heinrich Reichsgraf von Brühl seinen prächtigen Garten ein, dessen Glanzstück der Neptunbrunnen war.
Die Aus- und Umgestaltung von Palais und Garten mit einem beeindruckenden Sommerpalais, mit prächtigen Skulpturen, Alleen zwischen hohen Spalieren, Irrgarten, Kaskaden, Grotten, Fontänen und Orangerie fand in den Jahren 1736 bis 1746 statt. Ein von Oberlandbaumeister Knöffel gefertigter, detaillierte Plan der Gesamtanlage zeigte das Aussehen der Anlage um 1753.  
Nach Brühls Tod wurde sein gesamter Besitz versiegelt und der Nachlass sichergestellt. Das Grundstück in der Friedrichstadt wird nur bei der Schätzung der Immobilien erwähnt und mit 50.000 Talern taxiert. Erst 1768 wird Brühls Söhnen der Nachlass freigegeben. Der älteste Sohn verkaufte den Besitz in der Friedrichstadt in mehreren Teilen ab 1773.
Camillo Graf von Marcolini kaufte vor 1776 das Palais und begann die Anlagen wiederherzustellen. Durch den Rückkauf von insgesamt zehn weiteren Grundstücken sowie dem größten Teil der Statuen, Möbel und Kostbarkeiten gelang es Marcolini, Ausmaß und Aussehen des ehemaligen Brühlschen Gartens wiederherzustellen. Er nutzte Palais und Garten in der warmen Jahreszeit und gab rauschende Feste. Nach seinem Tod 1814 in Prag verkam der Besitz.

Im Jahr 1845 erwarb die Stadt Dresden mit Hilfe des Hünerbeinschen Nachlasses den gesamten Besitz, um das marode Stadtkrankenhaus hierher zu verlegen. Seit dieser Zeit gingen durch die Errichtung unterschiedlicher Klinikgebäude und Luftbaracken wesentliche Elemente der Gartenanlage und viele Blickbeziehungen verloren. Geblieben sind das Palais mit Orangerie, verschiedene Statuen und Vasen sowie vor allem der monumentale Neptunbrunnen. Eine klima- und denkmalgerechte Sanierung des Mittelparks soll in den nächsten Jahren, dem Garten wieder alten und neuen Glanz vermitteln.

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