Die anästhesiologische Intensivtherapiestation ist eine vorwiegend operative Intensivstation der maximalen Versorgungsstufe. Hier werden kritisch kranke Patienten nach großen Operationen oder nach schweren Unfällen behandelt. Für diese Aufgaben ist die Station mit modernen Überwachungs- und Beatmungsgeräten und vielfältigen Möglichkeiten zur Organunterstützung und zum Organersatz ausgestattet.
Auf den 16 Intensiv-Betten der Station, die allesamt über Beatmungsgeräte verfügen, versorgen unsere Mitarbeiter im Drei-Schichtbetrieb rund um die Uhr ca. 1200 Patienten pro Jahr. Die Station stellt außerdem das Notfallteam des Krankenhauses, das - ähnlich einem Notarztsystem - für Notfallpatienten alles Notwendige innerhalb des Krankenhauses in die Wege leitet. Neben frischoperierten Patienten nach großen Eingriffen aller Fachgebiete werden vor allen Patienten mit schwerer Sepsis und septischem Schock mit Multiorganversagen, polytraumatisierte Patienten und solche mit neurochirurgischen Krankheitsbildern behandelt. Die Mitbetreuung der Intermediate Care Station, weiterer Wach- und Intensivbereiche sowie der Rettungsstelle unseres Klinikums obliegt ebenfalls den Intensivmedizinern der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie.
Im Verlauf schwerer Erkrankungen oder nach Unfällen kann es zum Versagen verschiedener Organfunktionen kommen. Durch die medizinischen Möglichkeiten der Intensivtherapie kann der Ausfall dieser Organfunktionen zeitweise behandelt werden, so daß ein Überleben kritischer Erkrankungen von Patienten unterschiedlichster Altersgruppen verbessert werden kann. Viele Operationen bei lebensbedrohlichen Erkrankungen sind heute nur dank der anschließenden intensivmedizinischen Behandlung erfolgreich durchführbar. So werden auch Patienten nach großen Operationen oder mit schwerwiegenden Begleiterkrankungen solange postoperativ auf der Intensivstation betreut, wie es das jeweilige Krankheitsbild erfordert. Mit Hilfe der modernen Intensivmedizin kann durch den vorübergehenden Ersatz oder die Unterstützung von lebenswichtigen Funktionen ein Organversagen behandelt werden, wobei entsprechend der Grunderkrankung eine Wiederherstellung der Gesundheit möglich ist. Das Ziel ist es, dem Patienten wieder die Integration in ein normales Leben zu ermöglichen.
Auf der Intensivstation haben wir kurzfristigen Zugang zu bildgebenden Untersuchungsverfahren wie zum Beispiel:
- Ultraschall
- Computertomographie
- Magnetresonanztomographie
- Herz-Kreislauf-Diagnostik
- spezielle Ultraschalluntersuchungen des Herzens, der Gefäße bzw. anderer Organe
Desweiteren stehen uns eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, die im wesentlichen nur der intensivmedizinischen Therapie vorbehalten sind. Dazu gehören u.a.:
- künstliche Beatmung
- medikamentöse Unterstützung der Herz-Kreislauf-Funktion
- Behandlung mit der künstlichen Niere (Dialyse)
- Bluttransfusion
- medikamentöse Beeinflußung der Blutgerinnung
- gezielte antibiotische Behandlung von Infektionen
- Spiegelung der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes
- künstliche Ernährung
- ständige Kontrollen wichtiger Laborwerte und sofortige Korrektur lebenswichtiger Funktionen
Wir nehmen Patienten nach ausgedehnten Operationen und nach schweren Unfällen auf. Desweiteren behandeln wir Patienten, die aus Altersgründen mit einer Vielzahl von Vorerkrankungen eine intensive Überwachung oder Behandlung auch nach weniger ausgedehnten Operationen benötigen.
Unsere Intensivstation hat 16 Intensivbehandlungsbetten. Die Räume sind so aufgeteilt, daß ein oder zwei Patienten von einer Pflegekraft betreut werden können. Alle Räume sind an einem zentralen Gang gelegen. An jedem dieser Plätze besteht die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung und zur Überwachung der lebenswichtigen Funktionen
Das ärztliche und pflegerische Personal arbeitet im Schichtdienst, so daß in jeder Schicht zwei Ärzte und acht bis zehn Schwestern zur Behandlung und Pflege zur Verfügung stehen. Erfahrene Oberärzte stehen den Kollegen zur Seite. Ein großer Teil der Ärzte, Schwestern und Pfleger haben eine zusätzliche zweijährige Spezialausbildung absolviert.
Weiterhin gehören zu unseren Mitarbeitern:
- drei Physiotherapeuten, die sich um die verordnete Bewegungstherapie kümmern und die Patienten mobilisieren
- zwei Versorgungsassistenten, die die Intensivstation mit Verbrauchsmaterialien auffüllen
- zwei Diplomingenieure und ein technischer Assistent, die für die Wartung der Geräte zuständig sind
Bedingt durch die Schwere der Erkrankung müssen einige unserer Patienten in einen narkoseähnlichen Zustand versetzt werden. Dadurch werden mehrere Ziele erreicht:
- Schmerzfreiheit
- vorübergehende Auschaltung der Wahrnehmung der Umwelt
- unterschiedliche passive Lagerungsmöglichkeiten des Patienten
- Voraussetzung für die künstliche Beatmung
Bei Patienten, die weniger schwer erkrankt sind, ist es ebenfalls möglich, Schmerzen gezielt zu behandeln.
Einige unserer Patienten zeigen im Krankheitsverlauf Störungen ihres Bewußtseins. Krankheitsbedingt können Empfindung und Wahrnehmung beeinträchtigt sein. Manchmal berichten Patienten nach einer Intensivbehandlung, daß Sie Ihren Körper anders als sonst erlebt haben, oder es fehlte die bewußte Orientierung zu Raum und Zeit, ähnlich wie in einem Traum. Bestimmte Formen eines solchen Zustandes bezeichnet man als "Durchgangssyndrom". Patienten in einer solchen Phase können aufgeregt, durcheinander und teilweise aggressiv sein. Mitunter ist dadurch die Kommunikation mit dem Patienten beeinträchtigt. Angehörige reagieren gelegentlich betroffen und hilflos auf diese Zustände. Das "Durchgangssyndrom" ist eine vorübergehenden Erscheinung im Krankheitsverlauf und kann behandelt werden. Durch Zuwendung und Einhaltung eines geordneten Tag-Nacht-Rhythmus des Patienten, soweit es im Rahmen der Therapie möglich ist, versuchen wir, das Realitätsgefühl zu festigen. Dabei können auch die Anwesenheit und vertraute Worte oder Gesten von Angehörigen hilfreich sein.
Um eine medikamentöse Behandlung oder künstliche Ernährung durchführen zu können, erhält der Patient. Venenkatheter in Gefäße, über die die Medikamente direkt in den Kreislauf eingebracht werden können. Dabei darf ein Teil der Substanzen nicht über eine Vene am Arm gegeben werden, sondern erfordert einen Katheter in einer großen Vene am Hals oder Brustkorb.
Zur künstlichen Beatmung ist es notwendig, daß wir einen Beatmungsschlauch (Tubus) in die Luftröhre einführen. Dieser erlaubt uns eine Verbindung zwischen dem Atemsystem des Menschen und dem Beatmungsgerät herzustellen, um den Patienten beatmen zu können. Gleichzeitig werden dabei die Atemwege des Patienten vor dem Eindringen von Mageninhalt geschützt.
Körperflüssigkeiten, wie Urin und Magensaft werden über Katheter und Schläuche abgeleitet. Nach bestimmten Operationen kann es sein, daß für eine gewisse Zeit auch Sekrete aus den Wunden über sogenannte Drainagen abgeleitet werden. Diese Ausscheidungen des Körpers werden in Auffangbehältern gesammelt, die am Patientenbett befestigt sind.
Die wechselseitigen Lagerungsmaßnahmen und die Verwendung spezieller Betten bzw. Matratzen verhindern ein "Durchliegen" des Patienten und damit die Entstehung von schweren Hautgeschwüren. Gelegentlich werden schwer verletzte Patienten auch in speziellen Rotationsbetten gelagert.
Sterben auf einer Intensivstation
Obwohl wir durch die Fortschritte der modernen Medizin vielen Patienten helfen können, sind die Möglichkeiten der Intensivtherapie nicht unbegrenzt. Bei Patienten, deren Tod sich unaufhaltsam ankündigt, wird keine künstliche Verlängerung der Sterbephase herbeigeführt. Dennoch stehen wir zusammen mit den Angehörigen auch in der letzten Lebensphase an der Seite unserer Patienten. Dabei werden dem Patienten weiterhin alle pflegerischen Maßnahmen zuteil, wobei durch entsprechende Medikamente vor allem Angst und Schmerz behandelt werden. Den Angehörigen gegenüber sind wir bestrebt, einen Abschied in Ruhe und Würde zu ermöglichen. Bei Bedarf stehen die Seelsorger evangelischer oder katholischer Konfession zur Verfügung.
Der Kontakt zum Patienten und seinen Angehörigen ist Bestandteil unserer Arbeit. Wichtig sind für uns detaillierte Angaben zur Krankengeschichte und weitere Informationen, die durch Sie und die ambulant behandelnden Ärzte gegeben werden können.
Zeitweise ist es möglich, daß Ihre Stimme vom Patienten wahrgenommen wird. Häufig können wir in solchen Situationen auch ganz dezente Reaktionen, wie zum Beispiel eine Blickwendung beobachten. Persönliche Dinge, wie Lieblingsmusik oder Fotos sind daher erwünscht. In der kritischen Krankheitsphase sind eher häufige, kurze Besuche zu empfehlen. Setzt der Genesungsprozeß ein, können die Besuche ausgedehnt werden. In dieser Phase können Sie den Genesungsprozeß unterstützen, in dem Sie wichtige Gegenstände des Alltags mitbringen:
- Prothese
- Brille
- Hörgerät
- gegebenenfalls Gegenstände zur Unterstützung der Physiotherapie
Im Hinblick auf die intensivmedizinische Behandlung können Nahrungsmittel oder Getränke von außerhalb nur nach Rücksprache mitgebracht und verabreicht werden.
Bitte haben Sie auch Verständnis dafür, daß Blumen aus hygienischen Gründen nicht akzeptiert werden können. Desweiteren bitten wir Sie, von der Benutzung vom Mobiltelefonen Abstand zu nehmen.
Abschließend sei hinzugefügt, daß die Behandlung eines Patienten längere Zeit dauern kann. Zwischenzeitlich kann es insbesondere bei einem längeren Verlauf viele Höhen und Tiefen geben. Sowohl als Patient, als auch als Angehöriger werden Sie daher viel Kraft und Geduld für die kritischste Phase der Erkrankung brauchen.
Nach der einsetzenden Genesung ist die Verlegung auf eine Wachstation oder auf eine Pflegestation möglich. In einigen Fällen, insbesondere bei Patienten mit neurologischen Schäden, ist eine Verlegung in ein Rehabilitationszentrum notwendig. Der Gesetzgeber schreibt die Beantragung und Genehmigung durch die entsprechende Krankenkasse vor. Deshalb vergehen bis zur Verlegung in eine geeignete Rehabilitationseinrichtung ca. 10 bis 14 Tage. Regional sind die Rehabilitationskliniken in Kreischa und Pulsnitz unsere Partner.
Wie bereits erwähnt, müssen unsere Patienten häufig in einen schlaf- oder narkoseähnlichen Zustand versetzt werden. Das bedeutet, daß eine Einwilligungsfähigkeit, zum Beispiel für medizinische Eingriffe nicht gegeben ist.
Das Betreuungsgesetz von 1992 schreibt für diesen Fall die Einleitung eines Betreuungsverfahrens vor, wobei wir in der Regel die nächsten Angehörigen dem Amtsgericht als Betreuer vorschlagen. Der vom Gericht ernannte Betreuer wird im Sinne des Patienten in alle relevanten Entscheidungen der medizinischen Behandlung miteinbezogen.
Patienten, die keine Angehörigen haben, bekommen über das Sozialamt einen professionellen Betreuer gestellt, dessen Arbeit ebenfalls vom Sozialamt kontrolliert wird. Alle Betreuer haben die Angelegenheiten des Patienten so zu regeln, wie es dessen Wohl entspricht. Auf der Intensivstation stellen die behandlenden Ärzte die Anträge zur Benennung eines Betreuers für alle medizinischen Entscheidungen mit aufgeschobener Dringlichkeit. Dies ist insbesondere dann zu erwarten, wenn durch die Schwere der Erkrankung und die Dauer der Beatmung oder Entwöhnung vom Beatmungsegrät ein Luftröhrenschnitt oder die Anlage einer Magensonde durch die Bauchhaut notwendig wird.
Die Einleitung eines Betreuungsverfahrens beim Dresdner Amtsgericht stellt eine Routineprozedur dar. Damit wird den Anforderungen des Gesetzgebers Rechnung getragen.
Für den Fall, das der Patient vor der Operation oder dem Unfall eine sogenannte Vorsorgevollmacht ausgestellt hat, wird die in der Vollmacht benannte Person zum Betreuer. Bitte setzen Sie sich als Betreuer in so einem Fall so schnell wie möglich mit uns in Verbindung. Bringen Sie bitte die Vollmacht und Ihren Personalausweis mit. In den allermeisten Fällen ist dann der Schritt über das Amtsgericht nicht mehr notwendig.
Mehr Informationen zum Thema "Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung" finden Sie unter anderem auf dieser Webseite der Sächsischen Landesärztekammer.
Telefonisch ist unsere Intensivstation erreichbar unter 0351 - 480 1327.
Wir erteilen Ihnen gern Auskunft über den Zustand Ihres Angehörigen. Für eine ausführliche telefonische Auskunft ist ein vorangegangenes Gespräch vor Ort Voraussetzung. Sie können uns unsere Arbeit erleichtern, wenn Sie im Kreis Ihrer Familie einen Angehörigen bestimmen, der den aktuellen Stand der Behandlung erfragt und unser Ansprechpartner ist.
Unsere reguläre Besuchszeit ist täglich von 16 bis 19 Uhr. Während dieser Zeit sind pflegerische und ärztliche Maßnahmen auf das notwendige Minimum begrenzt. Die Ärzte, Schwestern und Pfleger stehen Ihnen in dieser Zeit für Fragen zur Verfügung. Nach Vereinbarung sind Besuche jederzeit möglich. Jedoch bitten wir Sie gerade außerhalb der Besuchszeit um mehr Geduld.
Unsere Intensivstation befindet sich im Haus C (Interdiszplinäres Operatives Zentrum) im zweiten Stock. Einen Lageplan finden Sie hier. Nach Betätigen der Sprechanlage am Eingang zum Intensivbereich werden Sie in den Vorraum eingelassen. Bitte gehen Sie dann weiter bis in den Wartebereich und warten, bis Sie vorgelassen werden.
Durch die aufwendige Pflege Ihres Angehörigen ist es möglich, daß Sie sich etwas gedulden müssen. Wir bitten Sie um Ihr Verständnis, daß unsere vordringliche Aufmerksamkeit den Patienten gilt.
Sie können mit Ihrem Angehörigen selbstverständlich reden und Ihn am Familienleben teilhaben lassen. Erzählen Sie von zu Hause, um eine Orientierung zu erleichtern. Es ist möglich, daß Sie Ihren Angehörigen berühren oder streicheln. Sollte er in einem narkoseähnlichen Zustand sein, wird er sie nicht verstehen. Dennoch ist Ihre Anwesenheit wichtig.